Sieben Preisträger ausgezeichnet

Alle Preisträger mit Margaret Marquardt und den Juroren

Private Stiftung Ewald Marquardt verleiht Zukunftspreis 2023

Zum neunten Mal hat die Private Stiftung Ewald Marquardt ihren alle zwei Jahre ausgelobten Zukunftspreis vergeben. Bei der Preisverleihung im gut besuchten Stiftungshaus in Rietheim-Weilheim nahmen sieben Preisträger und Preisträgerteams insgesamt 37.000 Euro an Preisgeldern entgegen.

„Der Zukunftspreis war dem vor zwei Jahren verstorbenen Stiftungsgründer Ewald Marquardt immer eine Herzensangelegenheit“, betonte Prof. Dr. Gerald Higelin, Vorstandsmitglied der Stiftung, in seiner Begrüßungsansprache. Mit diesem hochdotierten und weit über die Region beachteten Preis soll der Schalt-, Steuerungs- und Regelungstechnik, also dem Gebiet, das Ewald Marquardt als Ingenieur und Unternehmer sehr wichtig war, öffentliche Aufmerksamkeit verliehen und dessen Bedeutung für den technologischen Fortschritt herausgestellt werden. Ingenieure, Forscher und Wissenschaftler, aber auch Nachwuchstalente, die mit Fleiß und Beharrungsvermögen in diesen Fachgebieten arbeiten, sollen angestoßen werden, an erfolgversprechenden Innovationen zu arbeiten. Denn gerade Innovationen aus dem Bereich der Schalt-, Steuerungs- und Regelungstechnik sind häufig Wegbereiter anspruchsvollster Anwendungen in vielen Einsatzbereichen.

„Es war nicht einfach, angesichts der Vielzahl eingereichter hochkarätiger und hervorragender Erfindungen, eine Reihenfolge bei der Preisvergabe festzulegen“ sagte der Vorsitzende der Jury und Laudator Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger, ehemaliger Präsident der Fraunhofer Gesellschaft, der gemeinsam mit Margaret Marquardt die Urkunden und Preisgelder überreichte. „Mehr denn je hätten die eingereichten Projekte gezeigt, dass erfolgreiche Innovationen heute ganze Lebensbereiche und Arbeitssysteme verändern können“. Es wurden nicht nur Hauptpreise vergeben, sondern auch Nachwuchspreise für Studenten und für Schüler. Gerade diese Auszeichnungen sollen dazu beitragen, technisch interessierte junge Menschen zu motivieren, sich intensiv mit innovativen und kreativen Ideen zu beschäftigen.

Der Zukunftspreis 2023 mit einem Preisgeld von 10.000 Euro wurde einem Entwicklerteam des Instituts für Elektrische und Optische Nachrichtentechnik der Universität Stuttgart verliehen. Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz zur Bilderkennung oder Sprachverarbeitung und der steigende Einsatz von Smartphones oder Sensoren führen zu einem immer höheren Energieverbrauch. Jakob Finkbeiner, Raphael Nägele und Dr. Markus Grözing haben eine analoge integrierte Schaltung entwickelt, welche die Energieaufnahme pro Operation minimiert und dadurch in der Zukunft nachhaltig und ressourcenschonend sichere IT-Anwendungen ermöglicht.

Der Zukunftspreis 2023 geht an ein Entwicklerteam des Instituts für Elektrische und Optische Nachrichtentechnik der Universität Stuttgart. Stellvertretend für das gesamte Team nehmen Raphael Nägele (l.) und Dr. Markus Grözing (2 v.l.) den Hauptpreis von Frau Margaret Marquardt (r.) und dem Vorsitzenden der Jury und Laudator Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger (2 v.r.) entgegen.

Der 2. Preis, der mit 7.000 Euro dotiert ist, ermöglicht bedeutende Einsparungen an Rohstoffen, wie Kupfer oder Aluminium für Kabel und Transformatoren beim geplanten Ausbau der Photovoltaik. Michael Geiss, David Derix, Andreas Hensel, Jürgen Thoma und Dirk Kranzer vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg haben dafür erstmals einen Mittelspannungs-Stringwechselrichter für die nächste Generation von Photovoltaik-Großkraftwerken entwickelt, der durch eine Verdoppelung der Spannung eine Reduktion der Kabelquerschnitte um bis zu 75 % ermöglicht

Zwei dritte Preise mit einem Preisgeld von je 5.000 Euro wurden an Entwicklerteams der Universität Freiburg und der Marquardt GmbH verliehen. Daniel Honerkamp, Dr. Tim Welschehold und Prof. Dr. Abhinav Valada von der Universität Freiburg haben bisherige Robotereinsatzmöglichkeiten entscheidend erweitert. Waren bisher eingesetzte Roboterarme oder logistische Transportroboter primär in kontrollierten Umgebungen, wie Lagerhäusern und Produktionsstätten, eingesetzt, so ermöglicht die neuartige Methode zur Steuerung der Roboterplattformen durch Einsatz künstlicher Intelligenz und Kinematik den Einsatz in vielfältigen und dynamischen Umgebungen, wie z. Bsp. Krankenhäusern oder Restaurants.

Der zweite dritte Preis, der an Andreas Becher, Bernd Bär, Adrian Bogenschütz, Hartmut Pertzsch und Timo Blessing von der Marquardt GmbH vergeben wurde, hat die Lebenderkennung in abgeschlossenen Fahrzeugen zum Inhalt. Immer wieder werden Kleinkinder in Fahrzeugen vergessen und damit durch Hitzeeinwirkung ihr Leben gefährdet. Dieses Entwicklerteam hat eine auf der UWB-Technologie basierende Methode entwickelt, Atembewegungen zu erkennen und bei kritischen Bedingungen optische oder akustische Alarmsignale auszulösen.

Ein Sonderpreis, ebenfalls mit einer Dotierung von 5.000 Euro, ging an Alexander Neumann, Tanja Meister, Dr. Artur Scheinemann und Thomas Gottwald von der Schweizer Elektronik AG, Schramberg. Diesem Team ist es gelungen, mit einer neu entwickelten Technologie Leistungshalbleiter in Leiterplatten zu integrieren. Durch Einsparung von Kabeln und Steckverbindern können Systemkosten reduziert werden. Kleine Chipflächen und passive Bauelemente ermöglichen höhere Integration.

Wie in den vergangenen Auslobungen konnten zwei Nachwuchspreise mit einem Preisgeld von je 2.500 Euro an zwei Schülerforschungszentren in Baden-Württemberg vergeben werden. Georgi Parkov vom Schülerforschungszentrum Friedrichshafen hat sich zum Ziel gesetzt, durch einen IT-gestützten Ansatz Schüler oder Mitarbeiter von Firmen zum Fahrradfahren zu animieren und damit die Verkehrswende nachhaltig zu unterstützen. Ein Fahrradzähler mit Kamera, PV-Modul und Antenne erfasst die gefahrenen Kilometer der mit einem Transponder ausgestatteten Fahrräder und wertet diese automatisch aus. Mit speziellen „Belohnungsprogrammen“ sollen dann die Radfahrer belohnt werden, welche mit dem Fahrrad den Weg zur Schule oder Arbeitsstätte zurücklegen.

Florian Brütsch, Stefanie Eski und Babette Ludwig vom Schülerforschungszentrum Südwürttemberg, Tuttlingen, haben sich dem Problem der Verschattung von Photovoltaikanlagen gewidmet. Bisher hat die schwächste Solarzelle, also die Solarzelle mit teilweiser Beschattung auf Dächern, die gesamte Leistung der Anlage bestimmt und dadurch zu beträchtlichen Leistungsverlusten geführt. Im vorliegenden Konzept werden die schwächeren Zellen individuell mit Strom aus dem Gesamtstrang versorgt und deren Leistung dadurch erhöht. Die Gesamtleistung der PV-Anlagen wird erhöht, da nur die Leistung des abgeschatteten Bereichs verloren wird.